Der Leberwurstbaum

Der Leberwurstbaum – oder: Warum unsinnige Auslastung deinem Hund mehr schaden als nutzen kann

 

Am Wochenende war ich mit meinen drei Hunden im Moritzburger Umland unterwegs – zwischen Wald, Wiesen und kleinen Pfaden. Wir hatten ein bisschen Zeit und haben sie genutzt, um einem hartnäckigen Mythos auf den Grund zu gehen.

 

Die Rede ist vom sagenumwobenen Leberwurstbaum.

 

Was zunächst belustigend klingt, hat einen ernsten Hintergrund. Denn es gibt ihn wirklich – nicht als botanisches Wunder, sondern als Trainingsidee. Hundehalter*innen, die Leberwurst an Baumrinde schmieren, damit der Hund diese am nächsten Tag erschnüffeln kann, sind keine Seltenheit. Ziel ist es angeblich, den Hund geistig auszulasten. Klingt im ersten Moment vielleicht kreativ. Ist es aber wirklich sinnvoll?

Warum solche Ideen am Ziel vorbeigehen

 

Die Vorstellung, dass ein Hund nur ausreichend „ausgelastet“ werden muss, um zur Ruhe zu kommen, hält sich hartnäckig. Doch was fördere ich wirklich, wenn ich meinem Hund beibringe, eigenständig Nahrung im Wald zu suchen? Genau: Ich schule sein Jagd- und Suchverhalten. Ich mache ihn besser darin, eigenständig Futter zu finden – ob am Baum, im Gebüsch oder irgendwann vielleicht auch im Stadtpark. Die nächste Giftköderfalle ist dann womöglich nicht mehr weit.

Solche Methoden fördern selbstständiges, nicht kontrollierbares Verhalten. Und wenn wir ehrlich sind: Die wenigsten können es im Alltag sicher abrufen oder begrenzen.

Erst Erziehung, dann Triebarbeit

 

Ein Hund, der im Alltag funktioniert, orientiert ist und gelassen bleibt, braucht keine Leberwurstbäume. Er braucht Menschen, die ihn führen, begleiten und ihm beibringen, mit Reizen umzugehen. Dazu gehören:

  • Impulskontrolle

  • Frustrationstoleranz

  • Leinenführigkeit

  • Radiusarbeit

Erst wenn diese Grundlagen sitzen, kann gezielt mit trieborientierten Übungen gearbeitet werden – dann aber bitte sinnvoll, durchdacht und mit einem klaren Ziel.

 

Hunde brauchen Struktur, keine Reizüberflutung

 

Natürlich darf Training Spaß machen. Natürlich darf ein Hund seine Nase einsetzen. Aber bitte mit Verstand. Mit klarem Rahmen. Und nicht als Daueranimation im Wald.

 

Also, wer mag: Macht euch gern weiterhin auf die Suche nach dem Leberwurstbaum. Vielleicht findet ihr ihn ja – aber bitte vergesst nicht, dass Hundeerziehung mehr bedeutet, als nur den Hund „müde“ zu machen. Es geht darum, ihn zu einem verlässlichen Begleiter im Alltag zu machen.

 

 

Und das beginnt nicht an der Baumrinde, sondern bei dir.

 

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